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Der Anfang


Als ich im Sommer 1985 auf der Suche nach einem für meine Begriffe "schönen" Bogen aus Holz erkennen mußte, daß es einen Solchen schlicht und einfach noch nicht gab, war der Weg zur Entscheidung selbst aktiv zu werden nicht mehr weit.


Nach diversen technischen und gestalterischen Versuchen konnte ich das erste brauchbare und noch mit alten Bear-Wurfarmen bestückte Mittelteil Anfang 1986 in Betrieb nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keineswegs die Idee, Mittelteile oder gar komplette Bögen zum Verkauf anzubieten. Das sollte sich jedoch bald ändern...

Die Entwicklung


In den darauf folgenden Jahren entwarf ich neue Bogenvarianten, teils auf Kundenwunsch, teils für den Eigenbedarf und teils auch nur, um die vielen Ideen umzusetzen, die mir im Kopf herum schwirrten. Bis 1991 konzentrierte sich meine Arbeit dabei ausschließlich auf die Herstellung von Mittelteilen, die auf bereits vorhandene Wurfarme abgestimmt wurden.


Um auf entsprechende Anfragen seitens vieler Schützen reagieren zu können, befasste ich mich etwa Anfang 1991 allmählich mit dem Gedanken, auch komplette Bögen anzubieten. Überzeugt von der Qualität und der Effizienz seiner Produkte kontaktierte ich Werner Talenta, einen charismatischen Schweizer FITA-Bogenbauer und Präzisionsfanatiker, den ich seit Jahren kannte und jetzt für eine Kooperation gewinnen konnte. Aus seiner Werkstatt stammten die mit schwarzem Glas belegten Carbon-Wurfarme, mit denen ich, beginnend mit dem Modell "Avalon", von 1992 an meine Bögen bestückte.


Die Zusammenarbeit mit Werner war aber leider nur von kurzer Dauer. Völlig unerwartet verstarb er Ende 1995, was für mich nicht nur den Verlust meines Wurfarmlieferanten bedeutete, sondern vielmehr auch den Verlust eines Vorbildes und Freundes.

Noch war ich in der Lage auf einen gewissen Vorrat an Wurfarmen zurückgreifen zu können, aber das Ende war absehbar. Die Suche nach einem geeigneten Wurfarmbauer erwies sich erwartungsgemäß als äußerst schwierig, und erst nach vielen Gesprächen, eingehenden Überlegungen und der wertvollen Starthilfe durch Achim Stegmeyer fiel die Wahl auf mich selbst.


Fast ein ganzes Jahr verging mit der Anschaffung bzw. Herstellung der notwendigen Maschinen und Vorrichtungen, sowie zahllosen Versuchen mit verschiedenen Materialien, Formen und Produktionstechniken. Schließlich war ich überzeugt, daß meine Wurfarme einen Praxistest bestehen würden. Nach weiteren eineinhalb Jahren Selbstversuch, geringfügigen Nachbesserungen und einigen Neuerungen war ich dann endlich in der Lage, meine Bögen mit außergewöhnlich gut arbeitenden Wurfarmen aus eigener Produktion anbieten zu können.


Zweieinhalb Jahre Entwicklungszeit für einen Wurfarm mag auf den ersten Blick viel erscheinen, aber letztlich ist es egal wie lange es dauert bis man sicher sein kann über ein Produkt zu verfügen, das ausreichend getestet ist und allen Vergleichen stand hält. Die Entstehung des tillerbaren Wurfarm-Stecksystemes für Holzmittelteile folgte daher den gleichen Gesetzmäßigkeiten. Auch dessen Entwicklung und Erprobung erstreckte sich über einen Zeitraum von beinahe drei Jahren. Das Ergebnis dieser Arbeit ist in Bezug auf Form und Funktion bis heute weltweit einzigartig.

Der lange Weg


Der Weg war nun frei für neue Ideen. Bisher hatte ich "nur" Unikate gebaut, es erreichten mich aber immer mehr Anfragen von Bogenschützen, die auf der Suche nach zwar qualitativ hochwertigeren, aber dennoch preiswerteren Bögen waren. Meine Erfahrungen mit den Modellen Avalon und Nighthawk hatten mich aber gelehrt, daß die Umsetzung dieser Aufgabe nur mit entsprechendem Maschineneinsatz zu verwirklichen war.


Kopierfräsen gab es zwar schon, diese waren aber zu der damaligen Zeit für mich nicht erschwinglich. 2005 begann ich deshalb mit der Planung einer Schleifmaschine, die es mir ermöglichen sollte, Mittelteile zu kopieren. Die erste Version der Maschine erwies sich als untauglich, ebenso wie die zwei folgenden "Updates". Schließlich gelang es mir doch, eine voll funktionsfähige Kopierschleifmaschie zu bauen, die alle Anforderungen erfüllte. Damit war ich nun in der Lage, Mittelteile in gleichbleibender Form und Qualität in vergleichsweise kurzer Zeit herzustellen. Der Geburt der Modelle Cobra und Caiman stand jetzt nichts mehr im Wege.


Die guten Erfahrungen mit der Kleinserien-Produktion und mein Unmut über die Existenz ausschließlich miserabelster Anfänger-Bögen ermutigte mich schließlich im Jahr 2006, die Spirit-Bogenserie zu entwickeln. Weniger als ein Jahr danach gingen die ersten Spirits als Mietbogen zu Kunden. Die Qualität dieser Bögen und die fairen Mietkonditionen halten jedem Vergleich stand und haben immer mehr Bogensport-Einsteiger überzeugt, so dass die Spirit-Modelle bis heute ein fester Bestandteil unserer Angebotspalette sind.


Im Laufe der Zeit erreichten mich immer häufiger Anfragen bezüglich anderer Holzarten für die Modelle Cobra und Caiman. Zunächst erfüllte ich diese Wünsche, indem ich die Mittelteile jeweils in 6, die Wurfarme in 10 verschiedenen Holzarten anbot. Schon bald gab es aber weitergehende und detailiertere Kundenwünsche. Nach vielen intensiven Überlegungen und Gesprächen war klar, daß die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten auf einfachem Weg nicht zu bewältigen war. Die Idee "Bogenkonfigurator" wurde geboren und im Laufe des folgenden Jahres umgesetzt. Damit hat seitdem jeder Kunde die Möglichkeit, online "seinen" Bogen zu gestalten. Die Variationen sind beinahe unbegrenzt. Für die Cobra gibt es ca. 1,2 Billionen, für den Caiman ca. 7,5 Billionen mögliche Varianten, ohne Berücksichtigung des Zuggewichts. Die Mathematiker unter Euch dürfen das gerne nachrechnen. Auch die Hälfte wäre sicher ausreichend, um den Begriff "Custom" zu rechtfertigen. Nebenbei sei bemerkt, dass es noch weitere Gestaltungselemente gibt, die im Konfigurator nicht erfasst sind.


Bisher hatte ich mich "nur" mit Take-Down-Recurves beschäftigt. Dank der Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Carsten Friedrich konnte ich unsere Produktpalette Ende 2018 um um ein weiteres Modell erweitern: den dreiteiligen Langbogen Leyla. Der von Carsten entwickelte Hybrid ist bei uns in drei Standardversionen, bei Carsten Friedrich in vielen verschiedenen Custom-Versionen erhältlich. Die Nutzung vorhandener Ressourcen wie z.B. Materiallager oder Maschinenpark wurde hier zu Gunsten eines gemeinsamen Projektes konsequent und ohne Konkurrenzgedanken umgesetzt.


Neuerungen

Nicht nur die Individualisierung der Optik eines Bogens war von großer Bedeutung, auch ein technisches Element fand immer mehr Anhänger - das ILF-System. Trotz der vielschichtigen Ungenauigkeiten, die dieses System aufzeigt, habe ich mich nach langem Zögern 2019 schließlich doch noch dazu entschlossen, zwei ILF-Bögen zu entwerfen. Beinahe zeitgleich mit dieser Entscheidung begann ich zusammen mit der Firma Miro Carbon mit Vollcarbon-Wurfarmen zu experimentieren. Ich bewegte mich also mehr oder weniger auf zweifachem Neuland. Konsequent folgte das Design der Mittelteile "Antares" und "Sirius" deshalb auch dieser Entwicklung. Keine Handschmeichler diesmal, sondern zwei harte, kantige, martialische High-End-Speedmaster.


Beide Bögen entsprechen bewusst nicht der weichen Linienführung, die bis dato all meine Bögen auszeichnet. Mit dem "Sirius" und dem "Antares" habe ich mich dazu entschlossen eine neue Richtung einzuschlagen, die man, wenn man so will, "Holz/Carbon High-Tech" nennen kann. Leider ist der Gründer und Chef von Miro Carbon schwer erkrankt, so dass ich das Projekt Vollcarbon-Wurfarme bis auf Weiteres auf Eis legen muss. Dass ich mich mit diesem neuen Bogendesign von der sogenannten traditionellen Schiene entfernt habe, ist ein gewollter Schritt. Aber was ist schon traditionell? Ein Carbonpfeil etwa, nur weil er über Shelf geschossen wird?


Heute kann ich die neuen Erfahrungen nutzen und sie "back to the roots" auf die bewährten Modelle und Designs übertragen. Seit Ende April 2021 gibt es Cobra und Caiman auch in einer ILF-Version. Mit den seit Jahrzehnten bewährten Wurfarmen aus der eigenen Werkstatt. Ob das dann wieder taditionell ist, darf jeder für sich selbst entscheiden...


Die Gegenwart


Am 01. August 2022 war es soweit: nach 30 Jahren wurde die Bogenmanufaktur an die nächste Generation übergeben. 
Nachdem Sven bereits auf vielen Messen am Stand mitgearbeitet hat, übernimmt er nun die gesamte Geschäftsführung. Erste Aufgabe: Für die Kunden soll sich so wenig wie möglich verändern. Ein anderer Briefkopf. ergänzte Kontaktdaten oder eine geänderte Kontoverbindung lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Aber die Modelle, die Auswahl und vor allem die Qualität, für die der Name Weick seit Dekaden steht, sind Konstanten deren Erhalt die oberste Prämisse ist. 

Hierfür müssen einige Strukturen neu geschaffen werden. Gerade die "Aufteilung" des Arbeitsablaufes auf zwei Standorte, die 350 km voneinander Entfernt liegen, spielt sich nicht "auf's erste Finderschnippen" ein. Doch auch wenn hier erstmal das Hauptaugenmerk liegt, reifen im Hintergrund schon Pläne für Neuerungen, limitierte Editionen, ... aber dazu mehr, wenn die Zeit reif ist. 

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